Kirchenmusiker mit großem Repertoire

Wolf-Rüdiger Spieler
Wolf-Rüdiger Spieler

Ein Porträt von Wolf-Rüdiger Spieler

12 Uhr in Köln. Überall in der Stadt ertönt Glockengeläut. Gläubige strömen in den Kölner Dom. Zum Mittagsgebet zieht es viele in die weltbekannte Kathedrale. Und mittendrin Wolf-Rüdiger Spieler. Sein Weg führt aber nicht in die Kirchenbank, sondern in die vierte Etage des bedeutenden Bauwerks. Bis zu drei Mal wöchentlich gestaltet er vom Hauptspieltisch aus das traditionelle Mittagsgebet mit Orgelmusik.

Als Musiker begeistert den Organisten nicht nur der kunst- und baugeschichtliche Hintergrund der Kathedrale. „Dimension und Klang in diesem Bauwerk sind überwältigend“ bestätigt Spieler.

Der beschlagene Kirchenmusiker weiß das zu beurteilen. Spieler verfügt über umfangreiche Praxis an den verschiedensten renommierten Kirchen im In- und Ausland. Er brachte unter anderem die Orgeln in den Domkirchen in Berlin zum Klingen, in Wien, Würzburg, Essen, im Hamburger Michel, in der Berliner Gedächtniskirche und der Hedwigskathedrale, im AudiMax der Ruhr-Universität Bochum und im Bonner Münster.

Der Spieltisch im Kölner DomDer Spieltisch im Kölner Dom

Heimat ist die Hauptstadt „Alter Musik“

Hier in Köln, in der „Hauptstadt für Alte Musik“, findet er seinen Wohnort und auch seine künstlerische Heimat. Dabei verbindet der Musiker die Stadt nicht nur mit einer der wohlklingendsten Kathedralen.

2010 berief ihn der evangelische Kirchenverband Köln und Region zum Programm- und Organisationsleiter der Kölner Trinitatiskirche. Er ist dort verantwortlich für das gesamte kulturelle und musikalische Programm. Das klassizistische Gotteshaus genießt deutschlandweit einen exzellenten Ruf als Kulturkirche.

In dieser Arbeit geht Spieler ganz auf. Als Organisationstalent ist er mit wichtigen Kulturträgern venetzt. Er nutzt die Kontakte zur Kölner Oper, dem WDR und DLF, dem Forum für Alte Musik, den Kölner Hochschulen und vielen anderen Einrichtungen. „Jahr für Jahr ist das eine spannende und abwechslungsreiche Aufgabe. In Kooperation mit vielen Partnern gestalten wir ein hochkarätiges und vielfältiges Veranstaltungsprogramm für Kölns größte evangelische Kirche“, kommentiert Wolf-Rüdiger Spieler seine Arbeit.

Spieler im AudiMax in Bochum Spieler im AudiMax in Bochum

Vom Harmonium zur Kirchenorgel

Spielers Eltern, die kurz nach seiner Geburt von Minden nach Köln verzogen, prägten seinen Musikgeschmack. Schon als Kleinkind zog ihn immer wieder die Schallplatte eines Bach’schen Orgelwerkes in seinen Bann. Knöpfe und Regler an Tasteninstrumenten verzauberten ihn von jeher. So übte auch das Harmonium der Großmutter magische Schlüsselreize aus. Mit gerade einmal fünf Jahren brachte der Autodidakt ein vierstimmiges „Lobe den Herren“ auf dem heimischen Instrument zu Gehör. „Das Staunen war riesig, weil ich noch so klein war. Ich konnte ja noch nicht einmal das Manual von oben sehen“, berichtet er 45 Jahre später.
Der begabte Junge nahm mit sieben Jahren erstmals Orgelunterricht. Seine Ausbildungen zum Kirchenmusiker, Chorleiter, Stimmbildner und Dirigenten ergänzte Spieler später durch Studien der Musikwissenschaft, Kunstgeschichte und Philosophie. Als Mitglied und Mitarbeiter des Collegium musicum dirigierte er zwischen 1992 und 2001 regelmäßig den Hochschulchor und das Orchester der Universität zu Köln. Darauf schloss er verschiedene Produktionen beim Westdeutschen Rundfunk, dem Deutschlandfunk sowie Opernproduktionen am Theater Koblenz an.

Der Wirkungskreis des Kölner Musikers ist international

Spieler ist Kirchenmusiker, Chorleiter, Stimmbildner, Dirigent und Dozent.
Sein Engagement ist heute so vielfältig wie sein künstlerisches Repertoire.
An der Bundesakademie für kulturelle Bildung in Wolfenbüttel unterrichtet er seit 2000 im Fach Chorleitung. Er doziert an Schulen, in Akademien und bei diversen Bildungsträgern in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Darüber hinaus war er Leiter mehrerer Chorfestivals in Polen.
Noch heute schreibt Wolf-Rüdiger Spieler als freier Mitarbeiter für verschiedene Verlage und Redaktionen über Musik, Kunst und kirchliche Themen. Unter anderem war er Mitautor des „Kölner Kirchenatlas“.

Probenzeit Probenzeit

Stimmcoaching fördert das Sprechen und Singen

„Sprechen – Klingen – Wirken“ lautet das Motto seiner Seminare und Coachings zur Stimm- und Sprecherziehung. Diese bietet Spieler seit vielen Jahren für Dozenten, Lehrerkollegien und Führungskräfte an.
1982 gründete er seinen Kammerchor. Unter dem Namen reger chor köln ist der Chor seit 2001 als gemeinnützig anerkannter Verein tätig. Die engagierte Chorgemeinschaft verdankt es heute auch Spielers Interesse an der Stimmbildung, geistliche Musik auf hohem Niveau aufführen zu können.
Im Jahr 2001 übernahm Spieler die Leitung der Akademie des traditionellen Klavierbauers Ibach.
2007 formte er daraus die Musikakademie Spieler. Er ist seitdem Inhaber und Leiter der renommierten Ausbildungsstätte rund um das Singen, Musizieren und Dirigieren.
Außerhalb der Stadt betreut er neben aller Kulturarbeit als Sachverständiger für Orgelbau regelmäßig Orgelneubauten und –restaurierungen.

„Dirigieren ist so mühevoll wie beglückend“

Vorlieben in seinem umfangreichen künstlerischen Schaffen hegt der Musiker nicht. Ob eine Orgelimprovisation oder ein Dirigat anspruchsvoller seien, macht er sowohl von der Orgel als auch vom Chor abhängig. „Nicht jede Orgel klingt so gut wie die im Kölner Dom. Und Dirigieren kann genauso mühevoll wie beglückend sein.“ In den Mittelpunkt seiner Aufführungen stellt sich der Organist und Chorleiter nicht selbst. Es gehe um die Musik, sie müsse gut gemacht sein. Wichtig sei ihm auch der wertschätzende Umgang mit den Musikerinnen und Musikern. Mit Applaus umzugehen und diesen annehmen zu können, musste Spieler erst lernen.

Auch die Probenphasen dienen keinem Selbstzweck. Den reger chor köln leitet der Dirigent ehrenamtlich, konzentriert und mit klaren Anspruch, gelegentlich auch humorvoll.
Sein Interesse gilt vor allem dem Vortrag guter Musik.

Kölner Liebhaber der konzertanten geistlichen Musik dürfte das freuen. Spieler wohnt mit seiner Familie mitten in der Stadt. Und sein Schaffensdrang findet in diesem idealen Umfeld immer wieder neue Anregung.